Freitag, 8. April 2011

Es geht weiter

Nun ist es schon wieder eine ganze Weile her, seid ich euch das letzte Mal Bericht erstattet habe.

Vor jetzt schon gut zwei Monaten war die Ufa- Fabrik aus Berlin im Baba watoto Center zu Besuch und hatte einen Workshop gemeinsam mit den Kindern für zwei Wochen veranstaltet. Manni und Sara, die Gründer von Terra Brasilis, haben Samba- Trommel-Unterricht gegeben und Kati, welche in Frankreich als Künstlerin lebt, hat Akrobatik und Trapez unterrichtet. Zuvor hatten wir die Teilnehmer in eine Akrobatik- und eine Musikgruppe eingeteilt. Ich war für die Zeit des Workshops zusammen mit Mkude und Kati im Baba watoto Center und die Samba- Reggae Truppe im Haus des Parapanda Theaters.

Was ich gleich gemerkt habe war, dass Kati eine sehr erfahrene Trainerin ist und ihren Unterricht sehr strukturiert aufgebaut hatte. Früh haben wir alle gemeinsam mit einer kleinen Erwärmung begonnen und danach folgten mehrere kleine Akrobatikübungen bis zum Vormittag. Am Nachmittag ging es weiter mit Pyramiden bauen und am Schluss folgte das sich Ausprobieren an den Trapezkünsten.Alle Kinder waren super ehrgeizig und konzentriert dabei und wir als Dreierteam haben uns richtig gut aufeinander abstimmen können. Kati hat meistens zuerst die Übungen auf Englisch erklärt und anschließend haben Mkude oder ich sie auf Kiswaheli für die Kinder übersetzt.

Der Höhepunkt des Workshops war dann eine Show, gemeinsam mit der Samba- Reggae Truppe, welche an zwei Tagen aufgeführt wurde und zu der viele Bewohner aus der Umgebung zum Zuschauen gekommen sind. Bei den Auftritten hatte ich so Gänsehaut, weil das Zusammenschmelzen von den Trommlern mit den Akrobaten so toll war! Ich hatte auch richtig gesehen, wie stolz alle Kinder waren, ihre Können vor Publikum präsentieren und zeigen zu können, was in ihnen steckt. Es war einfach großartig! Auch manche Eltern von meinen Kindern sind in das Center gekommen, um sich das Spektakel anzusehen, wodurch ich diese für einen kurzen Moment kennen lernen durfte. Hier in Tansania ist es nicht üblich, dass die Eltern zu solchen Veranstaltungen ihrer Kinder kommen, weil sie meistens mit ihrer Arbeit beschäftigt sind und keine Zeit finden. Aber ich glaube auch, dass es ein wenig Desinteresse sein kann. Wenn wir mal einen Ausflug machen, bekommt keines der Kinder Wasser oder etwas zu Essen mitgegeben, was in Deutschland selbstverständlich wäre.Vor dem zweiten Auftritt hatten wir vorher einen Samba- Trommel- Umzug gestartet und es sind zum Schluss Massen von Kindern mit uns gelaufen.

Nun bin ich seid zwei Wochen wieder auf Arbeit. Es ist schön mit den Kindern wieder zusammen zu sein und ich merke, wie ich immer mehr zu ihnen dazu gehöre. Ein Jugendlicher, Evance, kommt jedoch nicht mehr ins Center, weil er sich mit Nelson, dem Sozialarbeiter, gestritten hatte und ihn wohl beschimpft haben soll. Mit ihm hatte ich mich sehr gut verstanden und er war einer der Besten vom Können her und sehr ehrgeizig. Hinzu können zwei weitere Mädchen, Mwajabu und Mwanaidi, nicht mehr zur Secondary Schule gehen, weil ihre Eltern nicht die Schulgelder bezahlen können. Schulbildung, die bei uns für jeden zugänglich ist, ist hier versperrt für Kinder, die lernen wollen. Es wird ohne Protest hingenommen, wenn jemand nicht mehr weiter zu Schule gehen kann und die Jugendlichen müssen selber zusehen, wie sie weiter im Leben vorankommen. Viele schlagen sich bei mir mit Gelegenheitsjobs durch, wie neulich, als ich zwei Jungs von mir Sandsäcke hab tragen sehen. Aber ihr Schicksal wird von ihnen einfach so hingenommen und keiner beklagt sich. Es ist unbegreiflich für mich und in solchen hilflosen Situation kocht Wut in mir auf. Es ist zum verzweifeln! Man guckt zu und kann nichts machen!

Demnächst werde ich mit Mgunga, der Chef von Parapanda Theater und der Gründer des Baba watoto Centers, einen Budgetplan für das Schneiderprojekt erstellen, damit so bald wie möglich der Nähunterricht beginnen kann.

Außerdem bin ich gerade dabei mit meinem einen Lehrer, Mkude, ein weiteres Projekt zu beginnen. Das Center hatte damals als Spende eine riesengroße Bühne bekommen, welche nun schon seid Jahren bei uns unbenutzt herumliegt. Diese wollen wir nun probieren zu vermieten, wie zum Beispiel an Handyanbieter oder Kleinkünstler, welche wöchentlich auf den Straßen von Dar Shows veranstalten. Nun sind wir gerade dabei Werbeblätter zu entwerfen und die Bühne reparieren zu lassen. Durch die Vermietung würde ein wenig Geld ins Center kommen, wodurch man zum Beispiel den Lehrern ein Aufwandsentschädigung für ihre Arbeit zahlen könnte, da diese unentgeltlich angestellt und rund um die Uhr im Center sind.

So, dass soll es erst ein mal wieder von mir gewesen sein.

Eure Lauri

1 Kommentar:

  1. Hallo Lauri,
    ist ja wirklich spannend, was du mit deinen Leuten für die Kindern auf die Beine stellst. Es ist schön, dass die Kinder so engagiert sind und verdienter Weise ihre Erfolgserlebnisse genießen können. Es muss ja für dich auch ziemlich hart sein, zuschauen zu müssen, wie Kinder von der Schule fliegen und seine eigene Machtlosigkeit zu ertragen, schwer zu ertragen. Aber konzentriere dich auf die kleinen Erfolge, die ihr den Kindern täglich ermöglicht. Genieße das, was du von den Kindern zurückbekommst. Genau das belohnt deine Arbeit.
    Wir hoffen, dein Urlaub mit Fedi war schön und bald kommen ja deine Alten zu dir.
    Wie sieht es aus, freust du dich auch ein bisschen auf Deutschland?
    Liebe Grüße und sei ganz fest gedrückt von Axel und Malle
    PS. wir freuen uns schon auf deinen nächsten Eintrag.

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